Gauforum
Weimarplatz,
Ferdinand-Freiligrath-Straße

Für das Prestigeprojekt der Nationalsozialisten in Weimar, das Gauforum, musste der nördliche Teil der Jakobsvorstadt, insgesamt 139 Häuser, abgerissen und der kleine Fluss Asbach umgeleitet werden. Solche Gauforen, in denen die zentralen Verwaltungen eines NSDAP-Gaus zusammengefasst werden sollten, wurden in allen Gauhauptstädten Deutschlands geplant, aber nur in Weimar weitgehend realisiert. Am 1. Mai 1937 erfolgte durch Rudolf Heß die Grundsteinlegung der „Halle der Volksgemeinschaft“ und die Umbenennung des Platzes in „Platz Adolf Hitlers“. An der sorgfältig inszenierten Massenveranstaltung nahmen 40.000 Menschen teil.

Die massive Anlage zeigt deutlich den Führungsanspruch der NSDAP, klein sollten die Bürgerhäuser der Stadt Weimar daneben wirken. Hitler persönlich ergänzte den Entwurf um die „Halle der Volksgemeinschaft“ mit 20.000 Stehplätzen und einen Glockenturm, der das höchste Gebäude Weimars werden sollte. Fritz Sauckel feierte 1939 in ihm seinen 45. Geburtstag. Bis 1943 waren alle Gebäude mit Ausnahme der Halle fertiggestellt, bei den Bauarbeiten wurden auch Häftlinge des KZ Buchenwald eingesetzt.

Nach Vollendung des Gauforums war der Umzug des Reichsstatthalteramts Fritz Sauckels aus dem Landesmuseum in den südlichen Flügel des Gauforums, die „Reichsstatthalterei und Gauleitung“, geplant. Für Fritz Sauckel war im ersten Stock des Gebäudes ein überdimensioniertes Arbeitszimmer vorgesehen, das zusätzlich durch einen Balkon und ein abgesetztes Eingangsportal hervorgehoben wurde.

Die Pläne der baulichen Umgestaltung Weimars bezogen sich auch auf die unmittelbare Umgebung des Gauforums. Im völkischen Heimatschutzstil wurde die vorläufig „X Straße“ benannte neue Straßenführung angelegt, die heutige Ferdinand-Freiligrath- Straße. Sie diente auch als Ersatzwohnungsbau für die ca. 1.650 Bewohner der Jakobsvorstadt, die vom Abriss betroffen waren. Besonders deutlich ist der Charakter der Straße am Haus Nr. 21 sichtbar, dem seit August 1939 bestehenden Gasthaus Siechenbräu. Die Straßenansicht besteht aus Säulen nach romanischem Vorbild, geschmückt mit altgermanisch anmutenden Verzierungen der Säulenkapitelle.

Das Gauforum blieb bis Kriegsende leer, am 1. Mai 1945 wurde der Platz in Karl-Marx-Platz umbenannt. Der Rohbau der unfertigen Halle wurde nach dem Krieg zwar vollendet, aber erst 1967 durch den Einbau von Stockwerken nutzbar gemacht. 1976 wurde die heute kaum noch sichtbare Betonlamellen- Fassade angebracht.

In den denkmalgeschützten Gebäuden des Gauforums ist das Thüringer Landesverwaltungsamt untergebracht. Seit November 2005 befindet sich in der ehemaligen „Halle der Volksgemeinschaft“ das Einkaufszentrum „Weimar Atrium“. Der Platz wurde im Kulturstadtjahr 1999 von einem namenlosen Platz zum Weimarplatz.

Im Turmgebäude befindet sich eine Dauerausstellung zur Geschichte des Ortes, der Eingang befindet sich an der Ecke Weimarplatz/Friedensstraße.

Öffnungszeiten
Montag – Freitag
8 – 18 Uhr
Eintritt frei

 

Innenansicht der Halle der Volksgemeinschaft,
Modell Hermann Giesler, 1937. Quelle: Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar