Landgericht
Carl-von-Ossietzky-Straße 60

Das Gebäude für Amtsgericht, Landgericht, Staatsanwaltschaft und Gerichtsgefängnis wurde in der Zeit des Ersten Weltkrieges erbaut. In seinem Innenhof befand sich bis 1945 die Hinrichtungsstätte für Thüringen.

Seit 1933 wurden hier fast 200 Todesurteile vollstreckt. Am 5. Januar 1945 fand die Hinrichtung von acht Männern und einer Frau statt, größtenteils Mitglieder einer im Raum Suhl aktiven Widerstandsgruppe. Darunter war der Sonneberger Adolf Wicklein, der Nachrichten alliierter Sender abgehört hatte und Kontakte zu sowjetischen Kriegsgefangenen unterhielt. Das Weimarer Sondergericht verurteilte die nach "Kriegssonderstrafrecht" Angeklagten oft wegen Bagatellvergehen zum Tode. Die Vorwürfe reichten von "Führerbeleidigung", "Heimtücke" "Verbotener Umgang mit Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeitern" bis zur "Wehrkraftzersetzung". Seit 1943 verurteilte und richtete man hier auch Wehrmachtsdeserteure. Die medizinische Fakultät der Universität Jena holte die Leichen aus Weimar ab, um sie für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen. Peinlich genau achtete man darauf, dass in dem öffentlichen Gebäude die Spuren der nächtlichen Hinrichtungen und das "Richtgerät", ein Fallbeil aus dem 19. Jahrhundert, nicht zu sehen waren. Die betonierte Hofecke und das Abflussgitter jedoch waren von allen Fenstern zum Innenhof gut sichtbar.

Seit 1987 erinnert eine Gedenktafel an die fast 200 Opfer der NS-Justiz. Nach Kriegsende war im Haus das Sowjetische Militärtribunal untergebracht. An fünf zwischen 1950 und 1953 in Weimar zum Tod verurteilte Opfer des Stalinismus erinnern zwei weitere Gedenktafeln.

 

Standort des Fallbeils im Innenhof, 2007.
Quelle: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald