Kurt Nehrling – Wäschegeschäft
Zeppelinplatz

Im Durchgang zur Wohnanlage befand sich in der NS-Zeit auf der rechten Seite ein Wäschegeschäft, das Kurt Nehrling gemeinsam mit seiner Frau Hedwig führte. Kurt Nehrling, 1899 in Weimar geboren, trat bereits im Alter von 19 Jahren in die SPD ein. Der gelernte Schlosser war als Beamter im Öffentlichen Dienst tätig, bis er 1933 aus politischen Gründen in den Wartestand (eine Art einstweiligen Ruhestand) versetzt wurde. Um seine Familie zu ernähren, gründete er das Wäschegeschäft, das sich zu einem Treffpunkt für Weimarer Sozialdemokraten entwickelte. Um Kurt Nehrling und Hans Eberling, einen ehemaligen SPD-Unterbezirkssekretär, bildete sich eine Widerstandsgruppe, der sich vor allem junge Frauen und Männer aus der nunmehr verbotenen Sozialistischen Arbeiterjugend anschlossen. Die Mitglieder trafen sich in Privatwohnungen, tauschten verbotene Bücher und selbstverfasste Druckschriften aus und hielten Kontakt zu Sozialdemokraten in anderen Städten. 1939 wurde Nehrling als Buchhalter für die Polizeikasse wieder in den Landesdienst verpflichtet. Als er an seinem Arbeitsplatz Kritik am NS-Regime übte, wurde er 1942 von Mitarbeitern denunziert. Äußerungen wie die, dass die Sowjetunion den Krieg nicht begonnen habe, sondern sich verteidige, deutete das Oberste SS- und Polizeigericht als "Wehrkraftzersetzung". Im September 1943 wurde Kurt Nehrling zum Tode verurteilt und am 22. Dezember 1943 im KZ Dachau ermordet.

 

Kurt Nehrling, um 1940.
Quelle: Udo Wohlfeld
Anzeige für Nehrlings Wäschegeschäft, 1941.
Quelle: Einwohnerbuch der Stadt Weimar, 1941/42