Hermann Louis Brill – Landtag
Platz der Demokratie 2/3 (Hochschule für Musik)

Der heutige Festsaal der Hochschule für Musik war einst Plenarsaal des Thüringer Landtags. Hermann Brill, langjähriger Abgeordneter der SPD, verhörte hier im März 1932 Adolf Hitler vor einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Der Grund war eine Posse: Hitler war im Sommer 1930 vom thüringischen Innenminister Wilhelm Frick heimlich und nur auf dem Papier zum Gendarmeriekommissar von Hildburghausen ernannt worden, um ihm so zur deutschen Staatsbürgerschaft zu verhelfen. Bei der Vernehmung sagte Hitler aus, er habe die Urkunde umgehend zerrissen. Tatsächlich wurde er erst 1932 Deutscher.

Brill, ausgebildeter Lehrer und Jurist, vertrat die SPD zwölf Jahre lang im Landtag und 1932 auch im Reichstag. 1933/34 engagierte er sich im Thüringer Zweig der Widerstandsgruppe "Neu Beginnen" in Gera. In Berlin war er Mitbegründer der Deutschen Volksfront. Die Widerstandsgruppe wurde entdeckt, Brill daraufhin in das Zuchthaus Brandenburg und im Dezember 1943 in das KZ Buchenwald eingeliefert. Im befreiten Lager verfasste er im April 1945 das Manifest "Für Frieden, Freiheit, Sozialismus", eine wichtige Programmschrift der deutschen Sozialdemokratie. Hermann Brill wurde von den Amerikanern mit der Bildung der thüringischen Landesregierung beauftragt, verließ Thüringen jedoch, nachdem es Teil der sowjetischen Besatzungszone geworden war. Brill war Mitglied des Verfassungskonvents in Herrenchiemsee, Abgeordneter des ersten deutschen Bundestages und Honorarprofessor an den Hochschulen in Frankfurt am Main und Speyer. Er starb 1959 in Wiesbaden.

 

Hermann Louis Brill, um 1936.
Quelle: Institut für Zeitgeschichte
München-Berlin, Archiv