Chronik

1926

In der Landeshauptstadt Thüringens findet der erste Reichsparteitag der NSDAP nach ihrer Neugründung statt. Über 7.000 Teilnehmer kommen für die Großveranstaltung nach Weimar. Thüringen ist eines der wenigen Länder, in denen Hitler öffentlich auftreten darf.

1930

Aus den Landtagswahlen geht die NSDAP mit 11,3 % als drittstärkste Partei hervor. Die neugebildete Regierung überträgt das Ministeramt für Inneres und Volksbildung dem Nationalsozialisten Wilhelm Frick. Er bewirkt u.a. den Erlass „Wider die Negerkultur, für deutsches Volkstum“. Es ist die erste Beteiligung der NSDAP an einer deutschen Landesregierung.

1932

Im Juli geht die NSDAP aus der Landtagswahl als Siegerin hervor; in Weimar erhält sie 50,2 % der Stimmen. Fritz Sauckel, der thüringische Gauleiter der NSDAP, übernimmt den Vorsitz der Landesregierung und wird gleichzeitig Innenminister.

1933

Reichspräsident Hindenburg ernennt am 30. Januar Adolf Hitler in Berlin zum Reichskanzler. Politische Gegner werden massenweise verhaftet, demokratische Grundrechte außer Kraft gesetzt. In Nohra bei Weimar richtet das Thüringer Innenministerium in einer ehemaligen Schule ein erstes Konzentrationslager mit 200 „Schutzhäftlingen“ ein. Der mächtigste Mann Thüringens ist der zum Reichsstatthalter ernannte Fritz Sauckel. Es beginnt die Umgestaltung Weimars von der Klassikerstadt zur Hauptstadt des „Schutz- und Trutzgaus Thüringen“.

1935

Die Weimarer SA bringt im August an den Zufahrtsstraßen Schilder mit den Aufschriften „Raus“ und „Juden nicht erwünscht“ an. Das Schwanseebad und große Hotels wurden schon zuvor ähnlich gekennzeichnet.

1937

Am 1. Mai legt Rudolf Heß den Grundstein des Gauforums am neuen „Platz Adolf Hitlers“. Hitlers Hofarchitekt Hermann Giesler, der auch das Haus Elephant neu errichtet, plant den monumentalen Bau für die Massenorganisationen der NSDAP. Wenige Wochen später treffen auf dem Ettersberg bei Weimar die ersten 149 Häftlinge im KZ Buchenwald ein. Am Ende des Krieges ist es das
größte Konzentrationslager im Deutschen Reich. Über 250.000 Menschen aus ganz Europa werden hier inhaftiert, mehr als 56.000 finden auf dem Ettersberg ihren Tod.

1938

Nach dem 9. November, der sogenannten Reichskristallnacht, kommen an die 10.000 jüdische Männer auf dem Weimarer Hauptbahnhof an. Von prügelnden SS-Männern werden sie nach Buchenwald gebracht, um sie zur Emigration und Aufgabe ihres Besitzes zu zwingen.

1939

Im Landesmuseum wird die Ausstellung „Entartete Kunst“, erweitertet um den in Weimar erarbeiteten Teil „Entartete Musik“, gezeigt. Mit dem Überfall auf Polen am 1. September beginnt das Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg. Immer mehr Häftlinge werden nach Buchenwald gebracht.

1942

Fritz Sauckel wird von Adolf Hitler zum Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz berufen. Er ist für die Deportation und Organisation von sieben bis acht Millionen ausländischer Arbeitskräfte nach Deutschland verantwortlich, die für die deutsche Industrie und Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten müssen.

1943

Innerhalb von nur drei Monaten wird eine zehn Kilometer lange Bahnverbindung zwischen Weimar und Buchenwald errichtet. In Weimar entstehen zahlreiche Arbeitskommandos, die Häftlinge werden im Stadtbild immer präsenter.

1945

Am 9. Februar bombardieren alliierte Flieger die Fabriken der Rüstungsindustrie und die Stadt. Bei dem Luftangriff sterben 528 KZ-Häftlinge und 462 Einwohner und Zwangsarbeiter. Vor den anrückenden US-Truppen kapituliert Weimar am 12. April. Am Tag zuvor wurde das Konzentrationslager Buchenwald befreit. Auf der Totenfeier am 19. April schwören die Überlebenden des Lagers: „Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“