22Krankenhaus am Kirschberg

Am Kirschberg 1

Schwarz-Weiß-Foto von einem Gebädekomplex vor dem Fahrzeuge geparkt sind, die zwischen kahlen Bäumen geparkt sind.
Krankenhaus am Kirschberg, um 1975.

Das städtische Krankenhaus Weimars lag seit 1832 am Nordhang des Kirschbergs, nur der rechte Gebäudeflügel ist heute erhalten. Bis zur Errichtung eines Krankenbaus im KZ Buchenwald wurden hier auch Häftlinge und SS-Männer des Konzentrationslagers behandelt. Die Häftlinge wurden wegen Infektionskrankheiten, Arbeitsverletzungen oder Schusswunden eingeliefert. Das Krankenhauspersonal konnte sich schon aufgrund der Verletzungen eine Vorstellung von der Situation im KZ machen.

Um den deutschen „Volkskörper“ von „schädlichem Erbgut“ zu befreien, fanden hier auch bis 1939 Zwangssterilisationen Hunderter von Häftlingen statt, die nach dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ unfruchtbar gemacht wurden.
Das Urteil fällte ein „Erbgesundheitsgericht“, das auf Antrag der einweisenden Stelle, z.B. der Gestapo oder des Lagerarztes des KZ Buchenwald, aktiv wurde. Neben den Häftlingen wurden auch Bürger aus Weimar – zwischen 1934 und 1943 mindestens 700 Personen – nach ähnlichen gerichtlichen Verfahren zwangssterilisiert. Soziale Auffälligkeit – dazu konnte auch Homosexualität gehören – oder die mögliche Vererbung von Krankheiten konnten ausreichen, die Unfruchtbarmachung zu begründen. Darüber hinaus wurden im städtischen Krankenhaus zwischen 1943 und 1945 mindestens hundert Zwangsabtreibungen an polnischen, russischen und ukrainischen Zwangsarbeiterinnen vorgenommen, um nicht auf Arbeitskräfte verzichten zu müssen.


Das Krankenhaus bestand bis in die 90er-Jahre. Im Rahmen eines Umbaus für die Polizeiinspektion Weimar wurden weite Teile des baufälligen Hauses abgetragen.


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