1Gauforum

Jorge-Semprún-Platz, Ferdinand-Freiligrath-Straße

Zu sehen ist die Innenansicht eines Gauforummodells. der Modell raum stellt die Halle der Volksgemeinschaft mit Tribünen links und rechts und einer großen treppe am Ende des Saals dar. - Model Hermann Giesler - 1937
Innenansicht der Halle der Volksgemeinschaft, Modell Hermann Giesler, 1937.

Für das Prestigeprojekt der Nationalsozialisten in Weimar, das Gauforum, musste der nördliche Teil der Jakobsvorstadt, insgesamt 139 Häuser, abgerissen und der kleine Fluss Asbach umgeleitet werden. Solche Gauforen, in denen die zentralen Verwaltungen eines NSDAP-Gaus zusammengefasst werden sollten, wurden in allen Gauhauptstädten Deutschlands geplant, aber nur in Weimar weitgehend realisiert. Am 1. Mai 1937 erfolgte durch Rudolf Heß die Grundsteinlegung der „Halle der Volksgemeinschaft“ und die Umbenennung des Platzes in „Platz Adolf Hitlers“. An der sorgfältig inszenierten Massenveranstaltung nahmen 40.000 Menschen teil.

Die massive Anlage zeigt deutlich den Führungsanspruch der NSDAP, klein sollten die Bürgerhäuser der Stadt Weimar daneben wirken. Hitler persönlich ergänzte den Entwurf um die „Halle der Volksgemeinschaft“ mit 20.000 Stehplätzen und einen Glockenturm, der das höchste Gebäude Weimars werden sollte. Fritz Sauckel feierte 1939 in ihm seinen 45. Geburtstag. Bis 1943 waren alle Gebäude mit Ausnahme der Halle fertiggestellt, bei den Bauarbeiten wurden auch Häftlinge des KZ Buchenwald eingesetzt.

Nach Vollendung des Gauforums war der Umzug des Reichsstatthalteramts Fritz Sauckels aus dem Landesmuseum in den südlichen Flügel des Gauforums, die „Reichsstatthalterei und Gauleitung“, geplant. Für Fritz Sauckel war im ersten Stock des Gebäudes ein überdimensioniertes Arbeitszimmer vorgesehen, das zusätzlich durch einen Balkon und das Eingangsportal hervorgehoben wurde.

Die Pläne der baulichen Umgestaltung Weimars bezogen sich auch auf die unmittelbare Umgebung des Gauforums. Im völkischen Heimatschutzstil wurde die vorläufig „X Straße“ benannte neue Straßenführung angelegt, die heutige Ferdinand Freiligrath-Straße. Die entstandenen Wohnungen dienten auch als Ersatz für die ca. 1.650 Bewohner der Jakobsvorstadt, die vom Abriss des Viertels betroffen waren. Besonders deutlich ist der Charakter der Straße am Haus Nr. 21 sichtbar, dem seit August 1939 bestehenden Gasthaus Siechenbräu. Die Straßenansicht besteht aus Säulen nach romanischem Vorbild, geschmückt mit altgermanisch anmutenden Verzierungen der Säulenkapitelle.

Das Gauforum blieb bis Kriegsende leer, am 1. Mai 1945 benannte man den Platz in Karl-Marx-Platz um. Der Rohbau der unfertigen Halle wurde nach dem Krieg zwar vollendet, aber erst 1967 durch den Einbau von Stockwerken nutzbar gemacht. 1976 erhielt die Halle eine heute kaum noch sichtbare Betonlamellen-Fassade. Seit November 2005 befindet sich in der ehemaligen „Halle der Volksgemeinschaft“ das Einkaufszentrum „Weimar Atrium“. In den heute denkmalgeschützten Gebäuden des Gauforums ist das Thüringer Landesverwaltungsamt untergebracht.

Im Turmgebäude (Jorge-Semprún-Platz 2) befindet sich eine Dauerausstellung zur Geschichte des Ortes, im Südflügel des ehemaligen Gauforums wird 2024 das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Trägerschaft der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora eröffnet.


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