Im März 1932 wurde der 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes feierlich begangen. Vom politischen Tagesgeschehen scheinbar unbeeinflusst, zelebrierte man den „Geist von Weimar“. Thomas Mann beschrieb seinen Aufenthalt: „Ganz eigenartig berührte die Vermischung von Hitlerismus und Goethe. Weimar ist ja eine Zentrale des Hitlerismus. [...] Der Typus des jungen Menschen, der unbestimmt entschlossen durch die Stadt schritt und sich mit dem römischen Gruß begrüßte, beherrscht die Stadt.“
Anlässlich des Jubiläums wurde auch mit der schon länger geplanten Erweiterung des Goethe-Nationalmuseums begonnen. Der 1931 berufene Architekt Heinrich Tessenow, der Schinkels Neue Wache in Berlin zum Reichsehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umgebaut hatte, war politisch umstritten. Wilhelm Frick, späterer Reichsminister des Inneren, bezeichnete ihn als „wesensfremden Baukünstler“.
Schließlich gelangten die ursprünglich abgelehnten Entwürfe des inzwischen verstorbenen Architekten Walter Voigt zur Ausführung. Auf Anweisung Hitlers kam mehr als die Hälfte der benötigten Gelder aus den Finanzen des Reiches. Im Museum wurde eine Tafel mit der Inschrift angebracht: „Erweiterungsbau geschaffen durch die großzügige Unterstützung des Führers Adolf Hitler im dritten Jahre seiner Regierung eingeweiht an Goethes Geburtstag 1935“.
Im Treppenhaus des Museums ist heute eine Rauminstallation aus vier Holzkisten und einer fotografischen Arbeit von Naomi Tereza Salmon zu sehen, die sich auf den Verlust kultureller Werte im „Dritten Reich“ bezieht. Die Kisten wurden 1942 von Häftlingen des KZ Buchenwald hergestellt und waren zur Verpackung von „schützenswerten“ Ausstellungsstücken des Goethe-Nationalmuseums bestimmt.