10Thüringisches Landesamt für Rassewesen

Marienstraße 13/15

Schwarz-Weiss-Fotografie von zwei Personen in weissen Kitteln, die draussen auf Kopfsteinpflaster stehen. Sie halten und betrachten lange, gefaltete Papierbögen mit Fotografien und Texten darauf. Die Bögen sind vor ihnen auf einer Leine aufgehängt.
Mitarbeiter präsentieren Sippschaftstafel, um 1937.

In den beiden zur Straßenfront gelegenen Häusern, heute Teil der Bauhaus-Universität, war in der NS-Zeit das Thüringische Landesamt für Rassewesen untergebracht. Zum Präsidenten des Landesamts wurde der Nationalsozialist Dr. med. Karl Astel ernannt, der gute Kontakte zu Fritz Sauckel und Heinrich Himmler unterhielt. Astel propagierte die Überlegenheit der „nordischen Rasse“ und setzte sich vehement für Sterilisierungen sowie die Ermordung Behinderter („Euthanasie“) ein. Er war zugleich Professor, ab 1939 sogar Rektor der Universität Jena. Sein dort gegründetes „Institut für menschliche Erbforschung und Rassenpolitik“ wurde 1936 dem Landesamt eingegliedert.


Das Amt, das bis zu 52 Mitarbeiter beschäftigte, organisierte Fortbildungskurse in Rassekunde und Eugenik (Erbgesundheitslehre) für Ärzte, Juristen und Lehrer. Eine Wanderausstellung mit dem Titel „Thüringisches Rassewesen“ sowie ein Theaterstück namens „Erbstrom“ erreichten eine breite Öffentlichkeit. Zudem betrieb das Amt die systematische Erfassung der Thüringer Bevölkerung in erbbiologischer Hinsicht, wobei es auf die Daten der Gesundheitsämter zugreifen konnte. Das Landesamt erstellte Gutachten, die häufig zu Sterilisierungen „erbkranker“ Menschen führten. Zentrale Bewertungsgrundlage waren sogenannte Sippschaftstafeln. Nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 begann das Landesamt zusätzlich damit, Menschen als „Arier“ oder „Nicht-Arier“ einzustufen.


Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner beging Karl Astel im April 1945 Selbstmord.


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